Zehn Jahre kreatives Chaos

Was als temporäres Projekt vor zehn Jahren begann, ist nun fester Bestandteil der kreativen Kinder- und Jugendbildung in Innsbruck: das bilding. Alina Brandtner war beim Abschluss der Sommerakademie dabei.

von intern
Sommerakademie im bilding 2025 Ideen kommen von den Kindern, die Technik vom bilding. (c) bilding

Bereits beim Betreten des ateliersartigen Holzbaus mit großer Glasfront und Holzterrasse wird man von einem lebhaften Durcheinander begrüßt: Es ist der letzte Tag der Sommerakademie im August, Kinder rennen durch die Räume, von der Decke hängen Kunstwerke und in der Luft liegen Schaffenslust und Aufregung. Gleich wird ihre Schau eröffnet. Hier, im bilding zwischen dem städtischen Hallenbad und dem Rapoldipark, wo Chaos und Kreativität Hand in Hand gehen, können junge Menschen frei experimentieren und ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen.

Eine kurze Geschichte.

Bereits 2012 wurde die Idee für das bilding als Einrichtung für Architektur- und Kunstförderangebote für Kinder und Jugendliche geboren. Es sollte eine in Österreich und Europa einzigartige Einrichtung entstehen, die jungen Menschen bei Kursen und Workshops die Möglichkeit bietet, sich spielerisch und experimentell mit Malerei, Skulptur, Architektur, Film, Design und neuen Medien auseinanderzusetzen. Die Vision war es, die bereits bestehenden Organisationen KUNSCHTschule und aut. architektur und tirol in Innsbruck zusammenzulegen und zudem baulich zu verorten. Drei Jahre später wurde diese Vision realisiert. Ein Architektinnen- und Architektenkollektiv des aut. architektur und tirol und eine Gruppe von Studierenden des ./studio 3 – Institut für experimentelle Architektur der Universität Innsbruck waren für die Planung und Umsetzung des Projekts zuständig.

Monika Abendstein ist Mitgründerin und
Geschäftsführerin des bilding. (c) Marta Tonelli

Ursprünglich war das bilding als temporäres Projekt geplant, für das die Stadt Innsbruck eine ungenutzte Fläche im Rapoldipark bereitgestellt hatte. Dass dieses zunächst zeitlich begrenzte Pilotprojekt eines Tages zu einem festen Bestandteil der Innsbrucker Szene werden würde, damit hatte Monika Abendstein, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des bildings, nicht gerechnet. „Um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig überrascht darüber, dass wir jetzt schon unser zehnjähriges Jubiläum feiern.“ Mittlerweile wird das bilding von der Stadt Innsbruck und dem Land Tirol finanziell unterstützt. Mit der dauerhaften Bewilligung für den Standort im Rapoldipark ist nun auch die Grundlage geschaffen, um das bilding langfristig weiterzuentwickeln.

„Das bilding ist ein großes, nie endendes Experiment.“

Die Philosophie.

Monika Abendstein beschreibt das bilding als ein „großes, nie endendes Experiment“. Inmitten des geordneten Chaos dürfen junge Menschen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. „Hier, wo es kein Richtig oder Falsch gibt, können die Kinder einfach mal ausprobieren und ihre Fantasie ausleben, ohne Angst vor Fehlern. In erster Linie zählt die Freude am Entdecken, am Tun und am gestalterischen Handeln. Im bilding geht es darum, Kinder in ihrem Ideenreichtum zu fördern, sie für Gestaltung zu sensibilisieren und gemeinsam auf kreative, künstlerische und experimentelle Weise diese Ideen sichtbar zu machen.“ Spielerisch und mit viel Offenheit werden die Kinder ermutigt, ihre Vorhaben selbstbestimmt zu verfolgen. Sie lernen nicht nur durch die Unterstützung der Betreuenden, sondern auch voneinander: Die Sichtweise eines Siebenjährigen unterscheidet sich stark von der einer 14-Jährigen – und genau diese Vielfalt an Perspektiven macht den gemeinsamen Prozess so wertvoll.

Sommerakademie.

Auch in der jährlich stattfindenden Sommerakademie werken Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe gemeinsam. Dabei wird in Kooperation mit der Jungen Uni in den letzten beiden Juliwochen geforscht, gebaut, gebastelt und gemalt. Nach jeder Kurswoche werden die Kunstwerke hergezeigt. Auch an diesem Freitag präsentieren junge Kunstschaffende ihren Eltern die Kreationen der Sommerakademie: Von der Decke hängt eine riesige Konstruktion aus zusammengerolltem Papier, die sich durch das gesamte Gebäude zieht. Beim genaueren Hinsehen entdeckt man Modellwelten: etwa ein Wohnzimmer, Vulkane aus Eierkartons oder eine Murmelbahn. Parallel dazu laufen auf einer Leinwand Kurzfilme, in denen die Kinder mithilfe von Greenscreen-Technik Geschichten aus dem Wald erzählen und dabei in fantastische Welten reisen. Im Freien steht das bunt bemalte Auto vom bilding. Es ist das Ergebnis von zwei Wochen intensiver Gestaltung. Mit diesem Fahrzeug bringt das bilding auch etwas Farbe vom Rapoldipark auf die grauen Straßen. Unvergesslich an der Ausstellung bleiben vor allem die leuchtenden Augen der Kinder.

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